Freitag, 9. November 2007

Das Venedig Italiens

Als der Mentalo im Jahr 2003 mit seinem Freund Sticherm nach Venedig fuhr, um dort Silvester zu feiern, fiel ihnen damals auf, dass es nicht nur ein Venedig gibt. Die Lagunenstadt ist nicht nur in Las Vegas nachgebaut, sondern scheint auch in vielen anderen Ländern zu existieren. Von Strasburg sagt man es sei das Venedig Frankreichs, das holländische Giethoorn wird als Venedig des Nordens bezeichnet. In Deutschland wird nicht nur Passau und Freiburg sondern auch Konstanz und gar der ganze Spreewald offenbar so genannt. Die Liste ließe sich sicher noch weiterführen. Die beiden Freunde machten sich in diesem Zusammenhang darüber lustig, dass sie nun im Venedig Italiens Silvester feiern durften. Übrigens ein unglaubliches Erlebnis, auf dem Markusplatz und in den Giardini della Biennale. Leider war der Neujahrstag ein wenig getrübt von Mentalos starker Erkältung und Sticherms blutigen Blasen an den Fersen.
In der Zeit dieser Woche nun, las der Mentalo bei Herrn Martenstein von einem ähnlichen Namensgebungsproblem:

Während in der Vergangenheit deutsche Gegenden mit Bergen automatisch als „Schweiz“ bezeichnet wurden (Sächsische Schweiz, Holsteinische Schweiz, Märkische Schweiz und so weiter), gibt es in der Gegenwart offenbar den Trend, alles Hügelige zur Toskana zu ernennen. Wenn man auf einer Deutschlandkarte gewissenhaft alle Schweizen und sämtliche Toskanen einzeichnet, stellt man fest, dass ganz Deutschland von Schweizen und Toskanen bedeckt ist.
Das heißt, die Frage, ob jemand von ostdeutscher oder westdeutscher Identität ist, verliert an Bedeutung zugunsten der Frage, ob man zu den deutschen Schweizern oder den deutschen Toskanern gehört. Anders gesagt, die geistige Teilung Deutschlands steht vor einer Wende. Einige Gegenden verfügen sogar auf engstem Raum über beides, eine Toskana und eine Schweiz. Irre – die fränkische Toskana gehört teilweise zum Naturpark Fränkische Schweiz! Während es in Berlin auf engstem Raum ein Ost- und ein Westdeutschland gibt, kann die Stadt Bamberg in unmittelbarer Nachbarschaft eine Toskana und eine Schweiz aufweisen. Bamberg ist das Berlin der Zukunft.

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Montag, 23. Oktober 2006

Milchsäure ist nicht der Grund für Muskelkater

Am Montag musste man den Burg mit einer Unfallschere aus dem Bett schneiden. Am Vorabend hatten die Burgbdrüder nur Schinkennudeln gegessen und danach noch den zweiten Teil von Kir Royal mit dem Titel "Das Volk sieht nichts" angeschaut, sind dann aber relativ früh in die Heias.
Venedigs Brücken und die Treppen der Türme und Kirchen hatten einen ganz schönen Katarrh in der Beinmuskulatur verursacht und es fiel dem Burg ziemlich schwer, die Beine der Scherkraft zu entziehen. Einen halben Tag frei hatte er zum Glück und so konnte er schon am Mittag gen Trient aufbrechen, wo er später dann den Herrn Bruder zum Bahnhof brachte. danach hatte er endlich Zeit für wichtige Besorgungen. Wer nun wissen will, warum der mentalo diesen Titel gewählt hat, der schaue hier.

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Sonntag, 22. Oktober 2006

Der Hund von Torcello

Am Sonntag entstieg man schon sehr früh den Federn, da der Burg vorhatte, dem Daniel endlich Torcello, eine der Serenissima vorgelagerte Insel in der Lagune, zu zeigen. Dazu muss man wissen, dass der Bruder im Moment gerade in der Schule eine Kurzgeschichte liest, die den Titel „Der Hund von Torcello“ trägt und über die er in Kürze mit seiner Klasse eine Arbeit schreiben wird. Beim Mittagessen und auch über den Tag hinweg hatte der Burgbruder immer wieder auf diese Geschichte angespielt, in der ein älteres Ehepaar, das schon weit über den Zenith ihrer Beziehung hinaus ist, nochmals nach Venedig fährt, um offenbar, zumindest hat der Burg das so verstanden, zu sehen, ob etwas von ihrer Liebe übrig geblieben ist. In Venedig angekommen wird das eben erwähnte Paar von einem älteren Mann angesprochen, der sie unentgeltlich durch Venedig führen möchte. Zu Anfang lassen sie das noch zu, versetzen diesen später aber bei der nächsten Verabredung. Sie beschließen dann, nach Torcello zu fahren, wo sie auch hoffen, dem Mann nicht mehr zu begegnen. Das passiert auch nicht, doch stattdessen treffen sie an der Anlegestelle der Fähre, die zwischen Burano und Torcello verkehrt, auf einen Hund, der etwas Magisches an sich hat und der sie über die Insel in Gassen führt, die es laut dem Burgbruder dort gar nicht geben kann. Weiteres wird der Burg dann lesen und berichten, wenn er die Geschichte des Autors Hans Bender geschickt bekommt.
Die Herren Burg begaben sich also nach einem kargen Frühstück mit eingepackten Croissants und Zwieback (!), das auf dem Zimmer serviert wurde, in Richtung Bahnhof, wobei sie vorher noch das jüdische Ghetto, das älteste der Welt, mit seinen beiden Synagogen (nur von außen) besuchten. Ghetto ist übrigens ein venezianisches Wort, das wahrscheinlich mit den Gießereien zu tun hatte, die sich vorher in diesem Sestiere Venedigs befunden hatten.
Direkt vorm Bahnhof Santa Lucia befinden sich verschiedene Haltestellen der Vaporetti, der venezianischen Wasserbusse, die den Fahrgast in alle Himmelsrichtungen durch die Kanäle befördern. Der Burg kaufte zwei Tagestickets (12 Euro pro Stück) und kurz danach schipperten die beiden mit der Nummer 42 durch den Canale di Canaregio (nur der Canal grande heißt Canal ohne „e“) bis hin zu den Fondamenta Nuove. Hier war eine kleine Stärkung von Nöten und so begab man sich nach der kurzen Besichtigung der nahe gelegenen Santa Maria Assunta (Gesuiti) in eine Bar, um sich zu stärken. Kurz danach fuhr auch schon das Vaporetto in Richtung Burano ab. Das Wassertaxi fährt um die Friedhofsinsel San Michele herum, nimmt dann Kurs auf Murano, der insel der Glasbläser, um schließlich in Burano anzudocken. Dort nahmen das Bruderduo dann die oben erwähnte Fähre und gelangte so nach Torcello, wo leider kein Hund auf uns wartete. Trotzdem waren die beiden nicht wenig verwundert, als sie die amerikanischen jungen Frauen vom Vortag dort wiedersahen. Der Hund nimmt nur eine andere Form an, dachte der Burg. Ganz schön faustisch!
Auf der Insel selbst stehen die Reste der so genannten Teufelsbrücke, auf der auch Kämpfe ausgetragen wurden. Die Brücke hat nämlich kein Geländer und daher hatte der verloren, der als erstes ins Wasser fiel. Zum Opfer gefallen ist die Brücke leider, wie so vieles in Venedig, dem Zahn der Zeit und dem stetigen Tropfen, der den Stein höhlt. Nur noch mit einem Eisenträgerkorsett kann sie sich halten. Die beiden Kirchen Torcellos sind wunderschön, besonders Santa Maria Assunta mit ihren byzantinischen Mosaiken und dem Turm, von dem aus man sehen kann, wie die Lagune wirklich aussieht.
Auf der Fähre zurück in Richtung Burano trafen die beiden dann natürlich wieder auf die beiden Amerikanerinnen, die auch in Burano ausstiegen und hinter den Burgs durch die Kanäle wandelten. Klöppelwerk ist hier angesagt in Form von Deckchen, Umhängen und Schirmen und das schon seit Jahrhunderten. Das Wetter wurde dann so herrlich, dass man sich direkt an der Fährhaltestelle in der Bar Primavera niederließ, um die letzten Sonnenstrahlen des Altweiberherbstes zu genießen. Plötzlich vernahmen die beiden eine Stimme, die mehr als deutlich sagte. „ Hallo Herr Burg!“ Es war eine von Daniels Schülerinnen, die mit der Familie in Punta Sabbione Urlaub machte. Der Burgbruder war ziemlich verwundert. Auch auf der Rückfahrt nach Venedig waren natürlich die Amerikanerinnen wieder auf der Fähre.
Nun blieb nicht mehr viel Zeit und man beschränkte sich auf ein ausgedehntes Mittagessen (ja, Biertanko!) an den schon erwähnten Fondamenta degli ormesini in der Trattoria Antico Molo, wo man sich ausgiebig mit Fisch und Krustentieren verwöhnen ließ. Auf dem Weg zum Bahnhof schließlich kehrten sie noch kurz ins Irish Pub (es gibt auch ein riesiges Disney-Geschäft direkt vor der Statue Goldonis und natürlich ein McDonald’s) ein, wo die beiden bei einem Kilkenny noch den letzten Rest der Halbzeit zwischen Liverpool und ManU verfolgten. Ein typisch englisches Spiel mit gesunder Härte!

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Samstag, 21. Oktober 2006

Write to me from Venice


Am gestrigen Abend war der Burg mit seinem Bruder in die renommiert Trattoria al Volt. Osterie d’Italia erwähnt das Restaurant als eines von dreien in Trient. Dort bekommt man leckere „tipische“ Gerichte der Region und wird sehr nett vom Besitzer selbst bewirtet. Seine Frau steht derweil in der Küche und kocht feinste deftige Küche (Gulasch, Kaninchen, Polenta, Waldpilze, Haxe etc.). Der Wirt war an diesem Abend offenbar etwas indisponiert, nuschelte rum und ließ fast unsere Tagliatelle auf den Boden gleiten, da er die Teller sehr sehr schief hielt. Am Ende war dann klar, dass der ältere Mann ein wenig den Ellbogen gehoben (it. „alzare il gomito“ = zechen) hatte, wie man deutlich beim Bezahlvorgang bemerken konnte. Das Essen war trotzdem sehr gut. Der Burgbruder hat seine Haxe natürlich nicht geschafft. Das war wirklich ein Mörderteil. Danach ging nur noch Ratzinger!
Am Morgen stehen die beiden dann früh auf und fahren mit dem schnellen Eurostar über Verona nach Venedig. Dort hat der Burg ein paar Tage zuvor ein Zimmer im Sestiere - Venedig hat sechs Sechstel und keine Viertel - Cannaregio (venez. „Canaregio“, es gibt keine Doppelvokale im Venezianischen) angemietet. In der Hauptstadt der Biberrepublik angekommen, hat das Duo sich dann zuerst einmal in Richtung des angemieteten Zimmers aufgemacht, doch unterwegs roch es dermaßen verführerisch nach gerollter Pizza, dass man sich in der Bar Cristal niederließ. Diese ist ziemlich stylish mit durchsichtigen, verschiedenfarbigen Plastikstühlen eingerichtet und die Bedienung war mehr als zuvorkommend. Danach ging es dann flugs in Richtung Alloggi Sardegna, die so heißen, weil die Chefin eine fast zwergwüchsige Sardin ist. Das gemietete Zimmer befand sich im Erdgeschoss mit sauberer, mit mehreren Duschköpfen bestückter Dusche und Rennaisance-Einrichtung. Zum Essen begab man sich dann in ein Restaurant namens Vecia Carbonera, wo es sehr leckere Tagliatelle mit Schwertfisch gab.
In der Folge ließen sich die beiden durch Cannaregio treiben, besichtigten die große Kirche San Giovanni e Paolo, um schließlich in der Bar verde ein stärkendes Gerstengetränk zu sich zu nehmen. Danach spulte man das typische Venedig-Programm ab mit Markusplatz, Ponte dell’Accadèmia, Santa Maria della salute -, die auch der Burg zum ersten mal von innen sah und ein wenig enttäuscht war. Im Innenhof des Guggenheim Museums traf der Burg, so ein Zufall, eine ehemalige Mitarbeiterin aus der Bibliothek der Romanistik in Saarbrücken. Il mondo è paese (dt. Die Welt ist ein Dorf)! Auf dem Weg zur Ponte dell'Accademia fiel dem Mentalo mal wieder dieser Laden mit unglaublichen Jackets auf, die er der Blogosphäre nicht vorenthalten möchte (s. Flickr-Badge). Eines dieser Teile soll 500 Euro kosten. Da geht bestimmt Elton John einkaufen, dachte der Burg.
Am Abend wurde dann wegen der geschwollenen Füße in der Nachbarschaft der Unterkunft im Le Fonda Menta gespeist, einem unglaublich guten Pizza-Restaurant direkt an den Fondamenta degli ormesini, wo die beiden eingerahmt waren von einem deutschen Pärchen und einem amerikanischen Frauenduo. Nach ein paar Gläsern Wein und einer typisch italienischen Portion Grappa entschloss man sich dazu, einmal horchen zu gehen, was die Renaissance-Matratze so an Geschichten zu erzählen hat.

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