Donnerstag, 5. Oktober 2006

Ein Geburtstag im Einwohnermeldeamt

Gestern morgen hatte der Burg noch eine lästigen Gang zu gehen. Er musste sich mal wieder in die Emigrantenabteilung der sogennannten Quästur begeben, um endlich (was ist Europa?) seine Aufenthaltserlaubnis ("permesso di soggiorno", permit of stay") zu erhalten. Die Mühlen der Bürokratie mahlen auch hier sehr langsam, was folgende kurze Darstellung der Hürden die zu nehmen der Burg sich entschlossen hatte, zeigen soll. Im Februar hatte sich der Mentalo schon in o.g. Büro begeben, um die Aufenthaltserlaubnis zu beantragen. Er erhielt dann einen Termin für die Beantragung der Aufenthaltserlaubnis, zu dem er alle relevanten Dokumente vorlegen sollte. Der Termin lag Mitte Juli. In der Zwischenzeit belegte nur ein Computerausdruck, dass er den Termin gemacht hatte. Mit diesem konnte er jedoch zum Glück die allgemeine Krankenversicherung ASL dazu bringen, ihn unter ihre Fittiche zu nehmen, wenn auch mit einem vorläufigen Din-A 4-Compuerausdruck. Zum Termin selbst Mitte Juli, hatte er dann leider den Nachweis der Vermieterin nicht korrekt ausgefüllt, so dass er Ende Juli nochmals einen morgen frei nehmen musste - samstags ist das Büro natürlich geschlossen -, um endlich - kein Witz - einen Coupon als Nachweis für die Beantragung zu bekommen, mit dem er sich dann bis zum 3. Oktober in das oben erwähnte Büro begeben sollte. Reinhard Mey hallte ihm in den Ohren: "Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars, zur Bestätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars, dessen Gültigkeitsvermerk von der Bezugsbehörde stammt, zum Behelf der Vorlage beim zuständigen Erteilungsamt."
Da der Burg nun im Moment auffer Arbeit ziemlich unter Strom steht und Urlaub fast unmöglich gewesen wäre, hat er diesen am gestrigen Mittwoch genommen, denn einem Geburtstagskind schlägt meist selbst der strengste Chef einen freien Tag nicht aus. Mamaburg und Omaburg kamen mit, wurden dann aber weggeschickt, weil sich schon abzeichnete, dass es zu längeren Wartezeiten kommen würde. Wie funktioniert das? Man tritt in einen heruntergekommenen Raum (s.o.), in dem man links in der Ecke neben der Eingangstür eine Nummer ziehen muss. Jedoch nur diejenigen, die ihre Aufenthalserlaubnis abholen müssen. Die mit dem Termin (s.o.) werden namentlich aufgerufen. Der Burg zog die 15. Man war bei eins. So heruntergekommen wie der Raum, dessen Stühle beim Aufstehen wie Kinosessel sehr geräuschvoll hochschnellen, ist natürlich auch teilweise die Klientel. Gerne genommen ist die klassische Badelatsche aus der verdreckte Füße herausragen. Viele Kinder weinen und man versteht nicht, warum man den Müttern mit ihren Kindern nicht zum Wohl aller einen Sonderschalter oder einen Sondertermin oder auch Sondernummern zum Ziehen bereitstellt. Außerdem gibt es viele, die keine Passbilder dabei haben, also auch sehr geräuschvolles Hoch- und Runterdrehen des Drehstuhls im Fotofix-Automaten, der auch akustisch (nur auf Italienisch!) die zu vollziehenden Schritte ankündigt. Als ob das nicht alles genug gewesen wäre - das olfaktorische Moment lässt der Burg mal außen vor -, schwoll dann nach einer ungefähren Wartezeit von einer Stunde auch noch die Burgblase an. Toilette: Fehlanzeige! Die Nummer, die aufleuchtete, war die 11. Da konnte er nicht abdüsen. Endlich wurde er dann, von einem Bein aufs andere hüpfend, vorgelassen, musste eine Unterschrift leisten und konnte den Ort nach weniger als 30 Sekunden verlassen. Zum Glück gilt jetzt die Aufenthaltserlaubnis für 5 Jahre. Besuchen sie Europa, so lange es noch steht!
Beschenkt wurde der Mentalo natürlich auch und passend zu seiner morgendlichen Notdurft, hielt er nach der Heimkehr von dieser Odysee und nach Öffnung des Pakets einer sehr guten Freundin ein nettes bebildertes Volum in Händen, das Eigenheiten von Toiletten - nicht in Einwohnermeldeämtern - auf der ganzen Welt abbildet und beschreibt. Den Lesern dieser Zeilen möchte der Burg natürlich ein sehr interessantes Fotobeispiel nicht vorenthalten. Ist das nun ein Fortschritt in Richtung Gleichberechtigung oder der misogyne Versuch, Frauen durch die dadurch verbreiteten Geschlechtskrankheiten von der endgültigen Übernahme der Weltherrschaft abzuhalten? Waiting for answers?

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3 Comments:

Blogger judith said...

oh das tut mir leid dass du deinen geburtstag mit dem ausländerpack verbringen musstest. ich hoffe der nachmittag war dann wenigstens besser (obwohl bei dem Wetter gestern... ;)

ich glaube diese "Toilette" funktioniert wirklich nur wenn man einen body und strapse trägt. das wird dann wohl auchder hintergedanke bei der ganzen sache sein

Donnerstag, 05 Oktober, 2006  
Blogger Bierpegel said...

Lieber Mario,
misogyn mußte ich nachschauen - so was geht mir auf den Sack.
Warum solch ein Wort benutzen, wenn es doch in der Muttersprache ausdrucksstärker ist?
Ich denke der Burg will uns nach und nach zermürben.
Gutta cavat lapidem non ví, sed saepe cadendo.

Freitag, 06 Oktober, 2006  
Blogger John said...

Hopfen und Malz, Gott erhalt's!

Freitag, 06 Oktober, 2006  

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