Samstag, 30. September 2006

Alles Okay oder postmodernes Abendessen mit Dr. Streiter

Ganz nervös war der Burg schon, als er erstmals entschlossen war, die 0:00 Uhr Schallmauer beim Ausgehen zu überschreiten. Wo hätte er gedacht, dass in der kleinen Stadt an der Talfer soviel los ist. Wenn er sich überlegt, wie schnell in Trient die Bürgersteige hochgeklappt und die Bäume weggerollt sind, war er doch sehr überrascht, hier in Bozen ein ganz anderes Ambiente vorzufinden. Irgendwie wie in Deutschland, dachte er bei sich. Zwar hatte die kleine Promenade immer mal wieder über ihre jugendlichen Eskapaden bis tief in die Nacht berichtet, doch irgendwie hatte der Mentalo das Ganze doch unterschätzt.
Nachdem er also seinen reduzierten Spaß mit Promenades Katzenvieh hatte, traf man sich mit dem sogenanten Zeisig, einer jungen Design Studentin, am Waltherplatz. Ein Taxi hatte sie dorthin gebracht, auf dessen Fahrt sich die Promenade eifrig die computergesteuerte Rufzentrale erklären ließ. Gääähn! Der Zeisig war von deutscher Pünktlichkeit und so war nach kurzer EFK-Sitzung geklärt, dass man ins Restaurant mit dem Namen Weißes Rössl (gibt es wahrscheinlich in jeder großtiroler Kleinstadt) gehen würde. Auf dem Weg dorthin bot sich jedoch dann auch die Möglichkeit, draußen zu sitzen. Das Restaurant war früher nur eine Pizzeria und hieß damals Nussbaumer, doch nun konnte man da von Pizza über Pasta bis hin zu Fleisch und mexikanischen Gerichten alles und nichts essen. Dem Burg missfiel das ziemlich, denn diese postmodernen Speisekarten, auf denen alles aus allen Ländern in allen Zubereitungsformen dieser Erde aufgelistet ist, sind einfach nicht seine Sache. Das Steak war trotzdem erstaunlich gut! Gegenüber hat er dann im Schaufenster eines Möbelladens den herrlichen Kronleuchter fotografiert, den man eigentlich, nein, nicht Arschgeweih, sondern Geweihleuter (s. Foto) nennen müsste.
Danach ging es in die Dr. Streiter-Gasse, wobei zuvor Promenades Cousine und Cousin dazugestoßen waren. Dort spielten lustige Zwei-Mann-Bands anlässlich des Straßenfestes, bei denen man eher von Karaokedarbietung sprechen müsste als von Live-Konzert, denn im Grunde machte alles ein auf dem Keyboard installiertes Notebook. Die Versorgung mit Alkoholika ließ noch sehr zu wünschen übrig, doch der Burg hatte eine kleine Bar gefunden, wo der Service recht ordentlich war. Danach ging es weiter zu einem feitztanzenden Gitarristen, der jedoch nicht schlecht war und schließlich beschleunigte man im Nada mas mit mehreren Bergnegern. Der Burg hatte damit sehr viel Spaß. Bemerkenswert war auch, dass man an und um die leeren Stände steht, an denen am Tag der Obstmarkt stattfindet. Einige saßen auch drauf. Eine schöne Atmo!
Ein Irish Pub namens Pogue Mahones hat Bozen natürlich auch und da verschlug es die Truppe danach hin, da es dort auch unter der Hand Zigaretten zu kaufen gibt, was in Italien nicht so einfach ist. An Tankstellen und in Supermärkten gibt es nämlich keine Zigaretten. Nur, wer eine Lizenz hat und folglich eines der überall hängenden Tabacchi-Schilder an der Pforte hat (das steht übrigens immer auch noch "sali" drauf, also Salz), darf auch Tabak verkaufen. Die Zigarettenautomaten, die es auch gibt, öffnen erst um 21:00 und schließen um 06:00 morgens. Mitterweile war es 01:00 Uhr und eigentlich hätte der Burg den Zug um zwanzig nach nehmen müssen, doch die gescheite Jodluli zückte flott ihr Handy und hatte schnell eine grüne Nummer (dt. Hotline) gewählt und so konnte der Mentalo länger bleiben.
Los ging's dann ins Latino, wo die Combriccola (dt. Truppe) auf einige Freunde und den lakonischen Freund des Bienele stieß. Dort hatte der Burg dann auch ein sehr langes Gespräch mit Promenades Cousin über Tunnelbau in Deutschland, Italien und Österreich, über Spritzbeton, Muniereisen, Vorspanntechnik und was nicht alles noch dazu gehört, zum Betonbau. das Thema kannte der Burg ja noch von seinem Ex-Schwiegervater in spe. Ein interessantes Gespräch, doch schon hetzte die flinke Jodluli in Richtung der nächsten Kaschemm, einer kleinen Diskothek namens Okay (Wahnsinnsname!), die denjenigen die das Flash in St. Wendel früher schätzten oder an einem späten Glas Wodka in der Mauer in Düsseldorf kaum vorbei kommen, gefallen würde. Nach ein paar Standtanzversuchen und noch ein paar Bieren, musste der Mentalo in Richung Bahnhof, wo der Zug 20 Minuten Verspätung hatte. Schließlich fuhr ihn das Taxi vom Trientiner Bahnhof in die Via Palermo, wo er so gegen 04:00 ins Bett fiel.

4 Comments:

Blogger judith said...

:) mit dem bienele hat man viel spaß! besonders die standtanzversuche stelle ich mir lustig vor!

und wie schon clueless sagte, lerne jeden tag ein neues wort: lakonisch, thanks mario!

Montag, 02 Oktober, 2006  
Blogger John said...

Klingt nach einem gelungenen Abend! Sauber.
Hilfreich wäre mal eine Karte der Region ggf. mit Entfernungen, in der die Ortschaften alle auftauchen: Trient, Bozen, Lana und wie se alle heißen.

Dienstag, 03 Oktober, 2006  
Blogger Jodlulli said...

na was für ein Glück, dass eine Touritussi wie ich im blog mitmachen darf.....wenn eine willst.lieber John..melde dich...dann kriegst eine.Eine Karte natürlich!

PS: ist der Lampenschirm nicht unglaublich...

Dienstag, 03 Oktober, 2006  
Blogger Bierpegel said...

Das war wirklich eine umfassende Schilderung.
Wirklich toll. Diese sollte Vorbild sein. Nichts hinzufügen, was nicht war und nichts weglassen, was war, ist wahr.

Dienstag, 03 Oktober, 2006  

Kommentar veröffentlichen

Links to this post:

Link erstellen

<< Home