Freitag, 22. September 2006

Tim Parks, Speck und Missen in der neuen Heimat

Da der Giovanni sich nun offenbar anschickt, in Richtung Kultur mit dem großen "K" zu progredieren, will der Italianist dessen gestrigen Eintrag nicht unkommentiert lassen. Jan Weller schreibt sehr lustig und die südtiroler Kolleginnen haben sich das Buch in diesem Sommer gegenseitig ausgeliehen. Der Burg möchte jedoch zu bedenken geben, dass es sich bei dem Buch nicht um das erste seines Genres handelt. Tim Parks, ein in ein Dorf in die Nähe von Verona ausgewanderter Engländer, hat schon vor mehreren Jahren über seine Umsiedlung nach Italien und die daraus resultierenden Kultur- und Gesellschaftkonflikte geschrieben, in einem Roman mit dem Originaltitel Italian Neighbours (dt. Mein Leben im Veneto). Was dort erzählt wird, hat eine ziemliche Ähnlichkeit mit der Art wie Jan Weller seine Erfahrungen beschreibt. Die Unterschiede, die herausgestellt werden (und auch die Gemeinsamkeiten), werden natürlich aus der Perspektive eines Briten erzählt.
Ein weiteres Buch von Tim Parks, auf das an dieser Stelle aufmerksam gemacht werden soll, besonders wegen unserer Forteng-Fans, ist Parks' Beschreibung der Erlebnisse, die er, als Brite, während einer ganzen Saison mit einem Fanclub von Chievo Verona gehabt hat, mit dem er zu allen Spielen dieses Vereins den Stiefel rauf und runter gefahren war. Das Buch ist in Deutschland unter dem Titel Eine Saison mit Verona erschienen. Der Anglist hat es natürlich auf Englisch gelesen und empfiehlt allen, auch das oben erwähnte Werk in dieser Sprache zu lesen. Es geht nämlich, auch wie bei Weller, sehr häufig um Kommunikationsprobleme und Wortwitz ist einfach schwierig zu übersetzen.
Eigentlich sollte der Speck eines der heutigen Themen sein, doch der Eintrag des hoffnungsvollen Nachwuchses hat den Burg zum oben Geschriebenen bewegt. Nichtsdestotrotz soll kurz über diese Spezialität berichtet werden, die ja so typisch (süd-)tirolerisch ist. Es gibt sogar ein sogenanntes Speckfest. Wie auch beim Parmaschinken, beim Olivenöl beim Parmesankäse und beim Bitzelwasser von San Pellegrino hat sich der Mentalo immer auch beim Speck gefragt, wo diese Produkte vor allem die dafür benötigten Rohstoffe in diesen großen Mengen denn nun herkommen. Denn wenn man sich mal umschaut in deutschen, französischen und auch in nordamerikanischen Supermärkten, so wird man diese Produkte in allen Regalen finden und das sogar mit dem Herkunftsstempel oder Gütesiegel. Wie kann die San Pellegrino-Quelle in der Nähe von Mailand so viel Wasser an die Oberfläche sprudeln lassen, dass Amerikaner genauso wie Japaner sich die Kehle mit dem edlen Nass benetzen können? Wie können die Schweine in den Ställen Südtirols soviel Fleisch hergeben, dass selbst in Deutschland in jedem Aldi an der Ecke Original Südtiroler Speck erstanden werden kann? Man könnte sich noch einige Fragen dieser Art stellen, doch für Letztere hat der Burg kürzlich die Antwort erhalten. Das Schweinefleisch wird in Massen aus dem Ausland importiert (z.B. aus Holland), dann hier verarbeitet und erhält hier schließlich auch den Stempel.
Wenig Speck und viel mehr Glück hingegen hatten unsere Missen Susanne und Elisabeth (s. Zeitungbericht hier), die südtiroler Teilnehmerinnen bei der Ausscheidung zur Miss Italia. Beide sind in der Endrunde und der Womanizer wird sich wohl heute Abend die Show und den Auftritt Sly Stallones nicht entgehen lassen. Als der Womanizer gerade nochmals vesuchte, die oben verlinkte Seite zur offizielen Website anzuklicken, wurde er davon in kenntnis gesetzt, dass wegen eine zu hohen Anzahl an Zugriffen, die Seite nicht verfügbar ist.
Gestern Abend schließlich war der Burg mit der Kleinen promenieren und anschließend ins Kino, um sich einen Dokumentarfilm über die sogenannte Option der Südtiroler anzuschauen. Luis Durnwalder, der Landeshauptmann, und auch Frau Landesrätin Kasslatter Mur, sollten anwesend sein. Durni, wie ihn seine Freunde nennen, kam ein wenig spät und die Landesrätin hatte eine Vertretung geschickt, so dass das filmische Meisterwerk, das der Burg sich zumindest erwartete und das auch als solches angekündigt wurde, erst um 18:35 statt um 18 Uhr beginnen konnte. Was den beiden Kollegen dann präsentiert wurde, war ein mit Bildern unterlegtes Hörbuch unterbrochen von Aussagen einiger historischer Zeitzeugen (wie wurden die gecastet?), die jedoch seltsamerweise immer dasselbe sagten. Im Jahr 1939 beschlossen Mussolini und Hitler, dass die Deutschen, die sich noch in Südtirol befanden, vor die Wahl (Option) gestellt werden sollten, entweder Italiener zu werden oder nach Deutschland auszusiedeln. 80.000 Deutsche entschlossen sich dazu, Südtirol zu verlassen und viele kehrten nie mehr zurück. Davon sollte der Film erzählen, doch der erste Teil war eher ein Bericht über die Architektur der Südtirolersiedlungen, die in Österreich extra für die Neuankömmlinge gebaut wurden. Unfassbar wie lange die Kamera auf einem dieser kasernenartigen Häuser verweilte. Historisches Filmmaterial: Fehlanzeige. In der Pause beschlossen die beiden Kollegen dann, doch lieber etwas essen zu gehen. Zum Glück war man jedoch dort gewesen, denn heute morgen konnte man sich schließlich auf einem Foto in den Dolomiten bewundern.

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8 Comments:

Blogger judith said...

oh sorry, hatte nicht fertig gelesen ;)

Freitag, 22 September, 2006  
Blogger Bierpegel said...

Ein abwechslungsreicher Eintrag. Wegen der Länge müssen wir Dir leider etwas vom Gehalt abziehen.

Warum schicken die Italiener nicht einfach die Stempel in die Schweinezüchterländer?

Freitag, 22 September, 2006  
Blogger Il Castello di Mario said...

Da die Schweinehälften hier verarbeitet werden und der Speck hier in einem komplizierten Verfahren gewürzt und dann reifen gelassn wird. Siehe: http://www.speck.it/168d171.html

Freitag, 22 September, 2006  
Blogger John said...

Meine Fresse. Gut, daß Du damals an der VHS diesen Schreibmaschinenkurs belegt hast. Jan Weiler veröffentlicht übrigens demnächst sein neues Buch, daß aus Weblog-Einträgen, geschrieben während seiner Lesereise im Sommer, besteht. Er hat gestern zwei Kapitel daraus vorgetragen. War aber nicht sooo überragend. Egal.

Mich interessiert diese Miss Italia Sache. Wer sind die Südtirolerinnen. Ich kann den Texten auf der Seite leider nicht folgen.

Schönes Wochenende!

Freitag, 22 September, 2006  
Blogger John said...

Warum habt ihr im Kino nicht nebeneinander gesessen?

Freitag, 22 September, 2006  
Blogger kleinepromenade said...

sind wir ja obwohl Mario lieber in der ersten Reihe neben der Hübschen gesessen hätte......John kauf dir endlich Brillllllen!!!!!
ich bin übrigens das hübsche dunkle neben Mario!

Freitag, 22 September, 2006  
Blogger Bierpegel said...

Geil. Der Burg stellt sein Helge Schneider- Foto ins Profil.

Freitag, 22 September, 2006  
Blogger Jodlulli said...

wenn es die hübsche Vollschlanke in der ersten Reihe nicht gegeben hätte, wäre ich nicht auf euch zwei echt hübschen aufmerksam geworden.....es hat alles Sinn im Leben, nich wahr?

aber streber seid ihr schon....so in der 5.Reihe...

PS: happy purzeltag, Durni Häschen....

Freitag, 22 September, 2006  

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